Eine kurze Joggingrunde und eine Waschmaschinen-Länge später, starten wir bei Regen unsere Tagesroute nach Petit Rocher.
Wir fahren durch die Kleinstadt Shediac, die selbsternannte Hummerhauptstadt.
Eine pulsierende, farbenfrohe Stadt, wo jedes Jahr im Sommer das Lobster Festival stattfindet. Hummeressen am Mittag begeistert uns nicht wirklich und selber zubereiten, traue ich mir schlicht nicht zu, also verschieben wir diesen Event auf eine spätere Gelegenheit ;)
Bei strömendem Regen und böenartigem Wind staunen wir nicht schlecht, als uns plötzlich ein Riesentruck mit einem Fertighaus beladen, mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h, überholt.
In Miramichi führt eine spezielle Brücke über den Miramichi-River und verbindet so den östlichen mit dem westlichen Stadtteil.
In einem Tankstellen-Shop sind wir schon etwas überrascht, dass eine Kassiererin französisch und ihre Kollegin englisch spricht.
In der Provinz New Brunswick spricht aufgrund der französischen Kolonialzeit etwas mehr als ein Drittel der Bevölkerung Französisch und ist die einzige Provinz, deren offizielle Amtssprache sowohl Französisch als auch Englisch ist.
In Petit Rocher finden wir direkt am Hafen einen Übernachtungsplatz.
Angenehme Temperaturen locken uns am Morgen zum Hafen, wo momentan Ruhe herrscht. Die Fischer sind wieder alle auf Lobsterfang, nachdem sie schon einige Male ihre Beute abgeladen haben. Paletten mit tiefgekühlten Fischen stehen auf der Rampe, was uns etwas verwundert. Ein Hafenarbeiter erklärt uns, dass diese angelieferten, tiefgekühlten, kleinen Fische (Hering und Red Fish) als Köder für den Lobsterfang benutzt werden. Pro Fangkorb werden etwa vier kleine Fische auf einen Metallstift aufgespiesst, welche dann die Lobster anlocken und von den Tieren in der Falle gefressen werden. Pro Korb können bis zu 15 Lobster gefangen werden. Die Lobster-Saison dauert nur zwei Monate pro Jahr, nämlich Mai und Juni.
Heute verlassen wir New Brunswick und fahren in die Provinz Québec.
In Campbellton erledigen wir einige Besorgungen und fahren bei sehr starkem Wind an der Gaspesie-Halbinsel östlich nordwärts bis New Carlisle.
Auf einem Streckenabschnitt, anfangs eines Dorfes, kommt eine Elchkuh auf der Höhe unseres Campers aus dem Wald gerannt, macht glücklicherweise sofort kehrt und verschwindet wieder im Geäst. Glück gehabt!
Nun stellen wir fest, dass wir eine weitere Zeitzone überschritten haben und somit eine Stunde gewinnen. Zur Schweiz beträgt der Zeitunterschied nun 6 Stunden.
Eigentlich hätten wir Lust, hier Lobster zu essen, doch ist das einzige Restaurant erst ab Juni geöffnet. In einer Brasserie gibt es wenigstens ein Bier zum Apéro.
Im Anschluss essen und übernachten wir einmal mehr in einem Hafen.
Seit einigen Tagen versuchen wir eine kleine Ersatz-Propangasflasche zu finden, damit uns nicht im unpassendsten Moment das Gas ausgeht. Heute werden wir in einem Canadien Tire fündig. Hier kauft man die leere Flasche und lässt diese anschliessend im Freien auffüllen. Auch die fehlenden Tischtuchklammern und einen kleinen klappbaren Tritt finden wir hier.
Entlang der Küstenstrasse der Gaspésie Halbinsel zu fahren, ist atemberaubend.
Wir können uns kaum sattsehen am wolkenlosen Himmel, dem tiefblauen Meer, der bunten, schönen Häusern und dem satten Grün der Natur. Die hohen Klippen, der berühmte durchbohrte Felsen in Percé, endlose Strände mit unzähligem Schwemmholz, die vielen steilen und wieder abfallenden Strassenabschnitte mit einer wunderschönen Weitsicht auf das offene Meer, lässt uns teilweise beinahe das Atmen vergessen.
Die Campingplätze in Québec öffnen ab Juni, also suchen wir uns wieder einen geeigneten Schlafplatz am Meer. Wir werden im Nationalpark Penouille Forillon am Rande der Klippen fündig.
Beim Geniessen der letzten warmen Sonnenstrahlen beobachten wir das Meer und den Horizont mit dem Feldstecher. Ich kann es kaum glauben, dass ich weit draussen eine Fontäne, eine weitere Fontäne eines Walblases, dann den Rücken und schliesslich die Schwanzflossen eines Wals zu sehen bekomme. Ich bin hell begeistert und überzeugt, dass wir diese Säugetiere noch näher zu sehen bekommen.
Den Vormittag nutzen wir für eine Wanderung zum Leuchtturm am Lands End. Wir haben uns mit dem Bärenspray bewaffnet, sind aber froh, dass wir dem Schwarzbären, der seine Spuren hinterlassen hat, nicht begegnet sind.
Die malerische Kulisse auf unserer heutigen Küstenfahrt ist unbeschreiblich schön.
Muss eine Steilklippe umfahren werden, führt die Strasse regelmässig steil hinauf und mit bis 13% Neigung, wieder hinunter, mit entsprechender Aussicht.
Auf einem kleinen, privaten Campingplatz, der aber offiziell noch geschlossen ist, machen wir es uns für zwei Übernachtungen gemütlich, denn wir entscheiden spontan, hier einen Pausentag einzulegen. Der Platz liegt etwas erhöht, direkt am Meer. Bei strahlendem Wetter absolviere ich am Morgen eine kurze Joggingrunde und einen Spaziergang an der Beach geniessen wir zu Viert.
Verteilt auf einer Strecke von über 100 km über den Hügeln oberhalb des Beginns des Sankt-Lorenz-Golfs befindet sich der grosse kanadische Windenergiepark mit 133 Windrädern, welche mehr als 100 MW Strom erzeugen. Ebenfalls hier befindet sich die grösste Vertikalrotor-Windturbine der Welt, welche jedoch nicht mehr in Betrieb ist.
Endlich bläst einmal kein kalter Wind, was uns ermutigt, die Original-Autonummern aus diebstahltechnischen Gründen mit unseren gefälschten auszutauschen.
Bis zur Fähre, welche uns über den Sankt-Lorenz-Golf bringt, fahren wir weiterhin alles der bilderbuchähnlichen Küste entlang.
Bevor wir uns in die Schlange stellen für die Fähre, decken wir uns wieder mit Lebensmitteln ein. In Matane liegt das Fährschiff im Hafen und bringt uns in gut zwei Stunden an das andere Ufer nach Baie Comeau.
Kurz nach der Stadt finden wir wieder direkt am Meer einen Schlafplatz.
An der Küste entlang weiter, fahren wir heute ab und zu im Nebel und beschliessen daher, gleich zu einem Campingplatz zu fahren, wo es für Walbeobachtung geeignet ist.
Zuerst wird wieder einmal die Waschmaschine konsultiert und eine Arbeit erledigt, für welche es zu Hause zeitlich nicht mehr gereicht hat. Auf unsere Original-Matratze haben wir einen Topper gekauft, der jedoch nicht ganz den Massen der Matratze entspricht. Diesen haben wir heute mit einigem Aufwand an Handarbeit abgeändert.
Viel Zeit haben wir in die Walbeobachtung investiert, haben aber nur in grosser Distanz einige Fontänen gesehen. Das Wasser ist durch starken Wind mit grossen Wellen versehen und raubt uns die Sicht. Vielleicht haben wir morgen früh mehr Glück.
Unser Glück, doch noch Wale aus der Nähe zu beobachten, versuchen wir nach Tadoussac, an einem sehr touristischen Aussichtungspunkt, gleich nach der Fähre, wo wir den Sankt-Lorenz-Strom überqueren. Hier hat es grosses Vorkommen von Planktonen, welches sich die verschiedenen Wale jedes Jahr genussreich einverleiben. Viele kleine Boote mit Touristen sind unterwegs und wir sehen ab und zu Wale „springen“. Es handelt sich um kleinere, helle Tiere und wir sind uns aufgrund der grossen Distanz nicht sicher, um welche Walart es sich handelt. Vorläufig ist das Thema Wal abgeschlossen. Ein nächster Versuch, diese Tiere zu sehen, wollen wir in Alaska starten.
Hier verabschieden wir uns vorübergehend von Lotti und Werni, da sie eine andere Route wählen bis Thunder Bay, wo wir dann wieder zusammentreffen.
Wir fahren bis kurz vor Québec und übernachten in einem Camping.
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Kommentare
Ihr Lieben, heute hast du Rita und Adrian fast gleichzeitig den neuen Blog ins Netz gestellt.
Ich bin überwältigt von den Fotos entlang der Küste, bisher mein Lieblingsbeitrag von dir/euch. Ich wusste gar nicht, dass du derart gut deutsche Texte verfassen kannst, oder hilft dir im Hintergrund ein KI Programm.........LOL.....
Was ihr da erlebt ist eine Wucht. Vielen Dank für die grossen Bemühungen mit den Fotos und den dazu verfassten Texten. Müntschi, Markus
dank der tollen bilder können wir miterleben, wie atemberaubend schön es entlang der küste ist. 👏 und diese fantastischen sonnenuntergänge, unglaublich!🤩 ob das wetter nun so prächtig bleibt?🌞 wir hoffen es für euch und freuen uns auf den nächsten reisebericht!
ganz liebe grüsse von
ruth und hubert💁♀️💁
Hallo zäme
mer send sehr Froh gods euch guet und chönd au bez Teil nä ah dere spannende Gschicht wo er scho erläbt hend bis jetzt sehr Idröcklechi schöne Fotis...
Glg Helen uRené 😘