5. - 10.6.2024 Château Richer - Dryden

Veröffentlicht am 14. Juni 2024 um 05:27

Nach einem Kaffee machen wir uns auf nach Québec. Am Quai parkieren wir und machen uns zu Fuss auf den Weg.

Québec (der Name bedeutet ursprünglich „wo sich der Fluss verengt“) liegt bei der markanten Verengung des Sankt-Lorenz-Stroms, welcher hier nur noch etwas mehr einen km breit ist.

Auf dem rund hundert Meter über dem Strom aufragenden Hochplateau bildet das Fairmont Le Château Frontenac das berühmte Herzstück der historischen Altstadt von Québec, auch Vieux-Québec genannt, welches den UNESCO-Welterbestatus geniesst.

Auf einer Stadtrundfahrt erfahren wir alle Einzelheiten der Stadt und sind über einige Informationen mehr als erstaunt. So zum Beispiel die Aussage, dass hier der Sankt-Lorenz-Strom üblicherweise von Mitte Dezember bis Ende März zufriert, weshalb die Flussschifffahrt mit Eisbrechern aufrechterhalten werden muss.

Nach einem klassischen "Poutine", einem hier typischen Gericht von hausgemachten Frites mit Bratensauce und Käse, verlassen wir die pulsierende Stadt.

Das Thermometer ist in der Zwischenzeit auf gut 25° C gestiegen, was wir uns seit einigen Wochen gewünscht haben :)

Kurz vor Montreal nächtigen wir auf einem Campingplatz direkt am Sankt-Lorenz-Strom. Immer wieder fliegen grosse Schwärme Wildgänse schnatternd über unsere Köpfe hinweg.

Nach einer durch mehrere Mücken geplagte Nacht fahren wir weiter Richtung Westen. Montreal ist eigentlich auf unserer Liste, doch diese Stadt lassen wir aussen vor, weil das Wetter gerade auf Regen umstellt. Nach gut 230 Kilometern Fahrt bei ergiebigen Regengüssen, erreichen wir Ottawa, die Hauptstadt Kanadas. Ottawa, mit gut einer Million Einwohnern ist zu 63% englischsprachig.

Zwischen grösseren und kleineren Regengüssen besuchen wir einige markante Sehenswürdigkeiten wie die National Gallery of Canada, die Notre Dame Cathedral und den Rideau Canal. Auf der Weiterfahrt Richtung Westen besuchen wir noch das Old Ottawa, wo die kleinen, schmucken Holzhäuser viele Strassenreihen zieren.

Nach weiteren 220 Kilometern Fahrt, mit zum Teil erheblichen Niederschlägen und heftigem Wind, finden wir an der Route einen Campingplatz.

Bei oft heftigem Regen und starkem Wind fahren wir heute eine beachtliche Strecke von knapp 600 km bis Sault Ste. Marie. Die Stadt liegt am Saint Marys River, der im Süden die Grenze zur USA bildet. Auf der Südseite des Flusses liegt die gleichnamige Stadt Sault Ste. Marie (Michigan), die ursprünglich als Folge des Britisch-Amerikanischen Krieges geteilt wurde.

Seit den 1990er Jahren leidet die Stadt unter massiver Abwanderung in die Städte des Südens, in denen man bessere Arbeitsmöglichkeiten findet, weshalb die Einwohnerzahl von 84'000 auf heute 75'000 geschrumpft ist. Interessent ist, dass mehr als 90% der Einwohner europäischer Abstammung sind, vorwiegend aus Italien, Frankreich, England und den nordischen Ländern.

Ende Stadt, nachdem wir bereits wieder auf dem Highway sind, beabsichtigt eine Schildkröte, die Strasse zu überqueren. Leider ist es für uns unmöglich, an dieser Stelle anzuhalten, um Hilfe zu leisten. Ob das kleine Tier die andere Strassenseite tatsächlich erreicht hat, entzieht sich unserer Kenntnis.

Einige Kilometer ausserhalb der Stadt finden wir auf einem Campingplatz einen Schlafplatz.

 

Heute starten wir bereits kurz nach neun Uhr. Die Wetterprognosen sind nicht gut und tatsächlich fängt es bald an zu regnen. Den ganzen Tag fahren wir von einer Regenbank zur nächsten, mit ein paar wenigen trockenen Abschnitten.

Die Route führt uns grösstenteils durch Wälder, vorbei an kleinen Seen und wir können ganz viel unberührte Natur sehen. Ein junger Kojote quert direkt vor unserem Wagen die Strasse und eine Elchkuh weidet seelenruhig am Strassenrand. 

Immer wieder fahren wir über Hügel und sehen beim Hinunterfahren auf einen der drei grossen Seen, nämlich auf den Oberer See oder auch Lake Superior, der flächenmässig grösste Süsswassersee der Erde. Die grossen Seen Nordamerikas sind wie Süsswasser-Ozeane und werden manchmal auch als Inland Ozeane bezeichnet.

Wawa ist eine 3000-Seelen-Kleinstadt im Nirgendwo am Trans-Canada-Highway. Hier machen seit jeher Millionen von Wildgänsen am Lake Wawa Station. Wawa ist ein Ojibwe-Wort, das „Wildgans“ bedeutet. Seit den 1960er Jahren lockt eine 8,5 m hohe Skulptur einer Wildgans viele Reisende für einen Zwischenstopp in den Ort, so auch uns.

Ebenfalls auf unserer Route kommen wir zur kleinen Holzfällerstadt White River. Auch dieser Ort hat seine Geschichte. Es heisst, dass 1914 ein Trapper mit einem verwaisten Schwarzbärenjungen nach White River zurückkehrte. Ein Veteran, der dort Reparaturen an der Bahnstrecke ausführte, verguckte sich in das Bärenkind und kaufte es dem Trapper ab. Er gab der Bärin den Namen „Winnipeg“ und nahm sie mit in seine Heimat Grossbritannien. Als er zum Dienst nach Frankreich eingezogen wurde, liess er Winnie in der Obhut des Londoner Zoos zurück. Ein regelmässiger Besucher des Zoos, Robin Milne, nannte den kleinen Bären liebevoll „Winnie-der-Pu“ und schrieb später ein Kinderbuch mit Geschichten von Winnie. Der Rest ist Geschichte – wer erinnert sich nicht an Winnie-Puuh?

Im Provincial Park Rainbow Falls, direkt am Oberer-See, finden wir einen super Campingplatz. Zu später Stunde kommt eine Rangerin zum Frischwasserhahnen und nimmt eine Wasserprobe mit.

Bis Thunder Bay fahren wir knapp 200 km, meistens mit Sicht auf den Oberer-See.

Mit dem Eintreffen in Thunder Bay sind wir wieder glücklich in der Zivilisation angekommen. So schön die Wälder und Seeufer auch sind, nach einigen hundert Kilometern verschwimmen die Eindrücke.

Kurz vor Thunder Bay ist das Terry Fox Memorial, welches einem jungen Sportler, Terry Fox, gewidmet ist, der an Krebs erkrankte und zugunsten der Krebsforschung auf dem Trans-Canada-Highway durch ganz Kanada  laufen wollte, aber hier, nach 143 Tagen und über 5000 gelaufenen Kilometern nach erneutem Ausbruch der Erkrankung stoppen musste. Die Terry Fox-Stiftung sammelte über seinen Tod hinaus über 850 Millionen Dollar für die Krebsforschung (www.terryfox.org).

In der Stadt füllen wir unseren Kühlschrank wieder auf und fahren zum Camping, wo wir Lotti und Werni treffen. Zusammen besuchen wir die Kakabeka Falls und geniessen anschliessend ein Apéro.

Nach dem Nachtessen sitzen wir noch lange Zeit am Feuer und erzählen uns gegenseitig lustige Anekdoten.

Die letzten Tage sind wir vermehrt von Mücken geplagt worden. So auch die ganze letzte Nacht – es war eine richtige Schlacht gegen diese lästigen Insekten.

Ein wolkenloser Morgen entschädigt uns für die unruhige Nacht. Wir fahren weiter Richtung Westen, verlassen die Provinz Ontario und kommen in die Provinz Manitoba. Wir überschreiten eine weitere Zeitzone, was nun sieben Stunden Differenz zur Schweiz ausmacht.

Auf der ganzen Strecke begleiten uns parallel zur Strasse die Eisenbahnschienen, wo wir ab und zu einen langen Güterzug beobachten können.

In einem Provincial Park finden wir einen wunderbaren Campingplatz und verbringen viel Zeit mit Spielen. Lotti und Werni haben ein Wurfspiel, dessen Herstellung ein Familienprojekt war, mit auf die Reise genommen.


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Kommentare

Herr Markus Stadelmann
Vor 9 Monate

Hoi zäme. Ich erinnere mich an die Mückenplage, als ich in dieser Gegend unterwegs war. Aber habt ihr denn keine Mückennetze über dem Bett?
Kleine Mini-Anmerkung: Montreal hätte sich nach meiner Meinung gelohnt, hat mir persönlich sehr gut gefallen.
Weiterhin tolle Reise. Liebe Grüsse Markus

Stadelmann Thomas
Vor 9 Monate

hallo zusammen
das ist ein interessantes spiel! 👍👍😉
haben wir auch 😜😜
weiterhin gute reise
thomas