In Delta Junction besuchen wir als erstes das Visitor Center und erfahren, dass wir tatsächlich erneut unsere Pläne ändern müssen. Der südlich ausgebrochene Waldbrand hat sich ebenfalls weiter entwickelt und ist beim Denali Nationalpark angekommen. Der Denali NP und alle Campgrounds mussten gestern Abend evakuiert werden, also macht es wenig Sinn in diese Richtung zu fahren.
Plan C kommt zum Tragen, also steuern wir direkt in den Süden indem wir den Glenn Highway Richtung Anchorage unter die Räder nehmen.
Nichts desto trotz geniessen wir die heutige Strecke entlang grosser Flussdeltas, grüner Natur mit den typischen, robusten Felsengebirgstannen und die sensationelle Sicht auf die Berge und Gletscher der Alaskakette, deren höchste Erhebung mit 6'168 m der Mount KcKinley (neuer Name: „Denali“) ist.
Immer wieder halten wir an und können uns kaum sattsehen an diesen, leider etwas wolkenverhangenen, Naturschönheiten.
Die 1'287 km lange Trans Alaska Pipeline (TAP), die Erdölleitung, welche sich von Prudhoe Bay im Norden von Alaska bis zum eisfreien Hafen Valdez im Süden erstreckt, begleitet uns heute ebenfalls beinahe den ganzen Tag.
Am Paxson Lake finden wir einen Campground, wo uns Schwärme von Mücken empfangen und uns am Kochen im Freien hindern. Wir geben uns mit „Gschwellti“ und Käse zufrieden, was uns immer wieder sehr mundet.
Das Internet gibt Preis, dass im und rund um den Denali NP vorläufig noch alles geschlossen ist. Also steuern wir direkt den Glenn Highway an Richtung Palmer.
Eigentlich haben wir gehofft, dass wir Berge und Gletscher sehen, aber das Wetter ist ja bekanntlich kein Wunschkonzert. Also nehmen wir Vorlieb mit teils Nebel, Regen und tief hängenden Wolken. Ab und zu lichtet sich das Gewölk etwas und lässt uns erahnen, was zu sehen wäre. Trotzdem geniessen wir diese spektakuläre Fahrt zwischen den Talkeetna und den Chugach Mountains.
In Palmer finden wir direkt in der Stadt einen Campground und entscheiden, dass wir morgen relativ früh starten wollen.
In Anchorage fahren wir bis zur Küste und sehen uns kurz die Stadt an, welche uns jedoch nicht in ihren Bann zieht.
Trotz schlechten Prognosen ist heute mehrheitlich gutes Wetter, was uns auf unserer Strecke immer wieder Blicke in die 4000er Berge ermöglicht. Wir fahren meist auf etwa 30 m über Meer und die Berge scheinen entsprechend gigantisch.
Richtung Kenai-Halbinsel herrscht reger Verkehr wie noch nie bisher. Das hat mehrere Gründe: Morgen feiert die USA den Nationalfeiertag, gleichzeitig ist Beginn der Sommerferien und ab heute ist das Lachsfischen in Alaska eröffnet.
Zudem ist die Kenai-Halbinsel eine sehr beliebte Feriendestination der Amerikaner.
Am Russian River finden wir für zwei Tage einen wunderschönen Campingplatz, machen einen Spaziergang am River entlang und sehen an der Stelle, wo der Russian River in den Kenai River fliesst, viele Fischer, welche ihr Glück versuchen, einen Lachs oder eine Forelle zu fangen und welche, die mit einem Lachs im Netz retour kommen. Pro Tag ist nur ein Lachsfang pro Fischer erlaubt. Wie es scheint, ist der türkisblaue Kenai River ohne Zweifel das Mekka für Gäste, welche während einigen Tagen fischen möchten.
Die gefangenen Fische werden auf einem speziell dafür montierten Tisch direkt im Fluss ausgenommen und die Überreste gehen zurück ins Wasser oder werden von wartenden Möwen oder Weisskopfadlern dankend abgeholt. Ein Schauspiel!
Unser Stellplatz ist der letzte freie Platz, den wir zu zweit teilen und auch am selben grossen Tisch essen und verweilen. Gemütliche Tage am Russian River.
Soldotna ist unser nächstes Ziel. Die Stadt mit gut 4'000 Einwohnern liegt im Westen der Kenai-Halbinsel, wenige Kilometer von der Küste des Cook Inlet Beckens entfernt. Die Stadt lebt von Sportfischern und dem Tourismus.
Im nahe gelegenen Centennial Park bleiben wir für zwei Tage auf dem Campground.
Auf jedem Campingplatz fallen wir mit unserem kleinen Camper auf und die Leute zeigen ihre helle Freude daran. Auch unterwegs, sei es an Tankstellen oder vor Einkaufszentren, kommen Leute auf uns zu und sprechen uns auf den "nice van" an.
Wir sind extrem froh, sind wir nicht mit einem grösseres Fahrzeug unterwegs – wir haben alles, was wir benötigen dabei und können auf jedem normalen Parkplatz parkieren.
Wir sind ab und zu schockiert oder staunen ganz einfach, wie die Kanadier und Amerikaner unterwegs sind.
Der angesagte Regen ist eingetroffen. Wir entscheiden uns für einen Spaziergang mit Regenschutz in das nahe gelegene Soldotna, um uns hier etwas umzusehen. Schliesslich geniessen wir einen Apéro und auf dem Heimweg gönnen wir uns eine 90-minütige Thai-Massage, welche uns so richtig wiederbelebt.
Während wir das Nachtessen zubereiten, geniesst eine Elch-Kuh das frische Gras neben unserem Campingplatz.
Nach einem kurzen Besuch in Kenai, wo übrigens 1957 die erste Ölquelle entdeckt wurde, fahren wir wieder weiter Richtung Süden, nach Seward.
Auf der ganzen Fahrt sehen wir unzählige Fischer entlang des Kenai Rivers und auf der Strasse fühlt es sich an, als ob die ganze Welt nach Seward fahren würde. Ein Auto, bzw. ein Wohnmobil am anderen wird in Richtung Seward gelenkt!
Seit wir in Alaska sind, gibt es fast ausnahmslos First Come, First Served Campgrounds, was uns vermehrt veranlasst, rechtzeitig am Zielort zu sein. Sicher an so touristischen Orten wie Seward. Hier sind doch tatsächlich 1'129 Stellplätze in einem einzigen Campground, welche mehrheitlich besetzt sind.
Rasch den Camper parkieren und wir marschieren zum Hafen, wo wir eine Bootstour für den nächsten Tag buchen möchten. Viele Angebote sind bereits auf mehrere Tage ausgebucht und doch haben wir noch Tickets für ein anschauliches Angebot erhascht.
Wir geniessen in einem einheimischen Restaurant an der Küste ein leckeres Nachtessen. Ich wähle Muschelcrèmesuppe und anschliessend gebackene Shrimps – mmh fein!
Mit einer lustigen Runde Billard schliessen wir den gemütlichen Abend ab.
Um 11.30 Uhr startet unsere 6-stündige Bootstour in die Kenai Fjords.
Eine sehr eindrückliche Tour im Katamaran mit vielen verschiedenen Tieren und schöner Natur erwartet uns.
Wir sehen tatsächlich Buckelwale, Finnwale mit Babies, Dall's Porpoise (Delfine), Puffins, Seelöwen, Black-Legged Kittiwakes, Weisskopfadler, Sea Otter und den bis ins Meer reichende Holgate-Gletscher. Sehr viele zu verarbeitende Eindrücke..
Wir lassen uns mit einem weiteren Nachtessen in einem Seafood-Restaurant verwöhnen, wo uns heute Lachs aufgetischt wird.
In Seward erkundigen wir uns nochmals, ob der Denali NP nun wieder geöffnet ist und müssen aufgrund der neuesten Auskünfte den Besuch dieses Parkes leider vergessen.
In Palmer wollen wir uns wieder etwas verweilen und ausruhen.
Bei einem Spaziergang durch die Kleinstadt lassen wir uns beide spontan einen längst fälligen Haarschnitt verabreichen, besuchen eine Kleinbrauerei, schlendern durch Souvenirshops und geniessen es so richtig.
Kommentar hinzufügen
Kommentare
das waren wieder erlebnisreiche tage, die ihr in alaska erlebt habt; die eindrücklichen hohen berge, die fast gleich riesigen vans der amerikaner und die vielen tiere auf der bootsfahrt in den kenai fjords. solchen tieren werden wir weder im basler noch im zürcher zoo begegnen. macht weiter so, ich freue mich auf den nächsten bericht. liebe grüsse von ruth
wiedermal wunderschön beschrieben, danke vielmals für eure eindrücke die ihr mit uns teilt!