Ausgeschlafen machen wir uns auf den Weg Richtung Watson Lake, wo wir gut 20 km vorher auf den Cassiar Highway abbiegen, Richtung Süden.
Obwohl wir diese Strecke in die Gegenrichtung bereits vor einigen Wochen gefahren sind, wird uns nicht langweilig. Die schönen bunten Herbstfarben halten langsam Einzug und lassen uns die Landschaft in einem neuen Bild erscheinen.
Hier verlassen wir den Bezirk Yukon und fahren nach British Columbia (BC).
Der gut besetzte Campingplatz am Boya Lake ist einladend schön in einem Birkenwald.
Kurz nach dem Campground kommen wir nach Jade City, wo eine Familien-Manufaktur einzigartige Schmuckstücke und auch grössere Gegenstände aus Jade und anderen Gesteinen herstellt.
Die heutige Strecke ist völlig neu für uns und der Cassiar Highway ist um Einiges schmaler als der Alaska Highway. Landschaftlich zeigt sich uns ein wunderbares Bild mit abenteuerlich angelegten Strassen durch sanfte Hügel, die Birken und Sträucher im Herbstkleid, ausgeschmückt mit vereinzelten Felsengebirgstannen und ab und zu einem dahinschlängelnden Fluss. Die Strasse steigt dauernd, bis wir die Passhöhe von etwa 1'250 Meter erreicht haben. Danach geht es abwechselnd steil hinunter und wieder bergauf. Wir erleben eine sehr abwechslungsreiche Fahrt heute.
Unsere Kilometeranzeige erinnert uns, dass wir tatsächlich bereits 20'000 km gefahren sind.
Im Campground der Red Goat Lodge finden wir heute unseren Übernachtungsplatz.
Ein wunderbarer Morgen und wir fahren weiter auf dem Cassiar Highway, entlang der teils schnurgeraden Strassen oder der kurvenreichen Abschnitten mit atemberaubendem Blick auf die nahen Gletscher.
Nach einer Kurve steht plötzlich ein Schwarzbär am Strassenrand und geniesst die feinen Gräser. Er lässt sich nicht stören ob unserer Anwesenheit, hebt kurz den Kopf und frisst genüsslich weiter.
In Stewart suchen wir das Visitor Center auf und gehen die Main-Street der 400-Seelen-Kleinstadt auf und ab, bevor wir uns im nahen Campground einrichten.
Hyder, knapp nach der Grenze zu Alaska, ist bekannt für den Salmon Glacier. Diese bis zum Horizont reichende Weite aus Eis ist Grund genug, für den Abstecher. Diese Sicht bleibt uns wegen tiefem Nebel leider verwehrt.
Hyder mit seinen 48 Einwohnern, fristet eine Existenz als „Geisterstadt“, welche jährlich von rund 40'000 Touristen besucht wird, ohne vom US-amerikanischen Zoll behelligt zu werden, weil dieser nämlich hier nicht vertreten ist. Bei der Rückkehr nach Stewart erwarten uns aber deren wachsamen kanadischen Kollegen.
Beim Fish Creek Viewpoint am Salmon River können wir einen Grizzlybären beim Fischen beobachten. Hier wimmelt es von Lachsen, welche ihr Lebensziel verfolgen, das Laichen an ihrem Entstehungsort. Anschliessend verenden diese Tiere – ein spannender Kreislauf.
Die unzähligen leckeren Lachse sind für Bären eine Delikatesse, welche sich diese Tiere nicht entgehen lassen. Es bietet sich uns ein Schauspiel, dem Grizzly bei der Jagd zuzuschauen.
Im nahen Campground nächtigen wir mit der Absicht, am frühen Morgen nochmals den Salmon River und somit die hungrigen Bären aufzusuchen.
Die Bären scheinen noch satt zu sein vom Vorabend, also suchen wir das Weite und verlassen den Tongass National Forest, den grössten intakten gemässigten Regenwald der Welt, welcher ein Ort voller Inseln und Lachsströme ist, wo hoch aufragende Berge in dichten Urwald übergehen und Granitfelsen in tiefe Fjorde abfallen.
Wieder zurück auf dem Stewart-Cassiar Highway sehen wir dank einigermassen gutem Wetter hoch zum Bear Glacier, welcher mit Gewissheit früher bis zum See gereicht hat.
Beim Meziadin Fishway halten wir an und sehen uns das Schauspiel an, wie die Lachse versuchen eine Stromschnelle hochzukommen, um weiter oben zu laichen. Bis zur Erschöpfung springen die Lachse hoch und merken erst viel später, dass neben der Stromschnelle eine „Fischleiter“ den bequemeren Weg zur Fortsetzung des Flusses bietet.
Auf dem Yellowhead Highway richten wir uns auf einem am Seeley Lake gelegenen Campground ein.
Ab sofort fahren wir nicht mehr in schmalen Tälern, sondern es breitet sich eine grosse Weite aus, wo wir die ersten Farmen sehen und somit auch landwirtschaftlich betriebene Felder und Weiden mit Pferden und Rinder.
Am Horizont immer die Berge, unter anderem die Bergkette Seven Sisters.
Im historischen indianischen Dorf Old Hazelton spazieren wir dem Fluss entlang und geniessen das schöne Wetter, bevor wir zum nächsten Campground am Tyhee Lake fahren, wo wir zwei Nächte bleiben wollen.
Die zwei Campingtage im lichten Birkenwald haben wir mit purem Genuss verbracht und sind nur ungern weitergefahren.
Es gefällt uns aber trotzdem, entlang der vielen Farmen zu fahren, durch kleine Dörfer und Kleinstädte zu kurven, hier einen Feldhasen verschwinden und dort einen kleinen Schwarzbären die Strasse überquerend zu sehen. Es wird uns nie langweilig.
Dass der angesteuerte Campingplatz bereits Saisonende hat und die Barriere geschlossen ist, verwirrt uns ein wenig und wir hoffen, dass es nun nicht zur Gewohnheit wird.. Ohne Problem finden wir einige Kilometer weiter einen noch offenen Campground.
Die grosszügigen Stellplätze und schönen Spazierwege direkt am See begeistern uns. Leider stellt das Wetter wieder einmal auf Regen um, was wir weniger schätzen.
Das offene Gelände löst das bisher mehrheitlich bewaldete Kanada ab und die Weitsicht ist nicht mehr nur auf die Berge garantiert, sondern lässt über viele Kilometer den Blick auf Dörfer, Seen und Flüsse offen legen.
In Williams Lake decken wir uns wieder einmal mit Lebensmitteln, Frischwasser und Diesel ein, damit wir für die nächsten Tage ausgesorgt haben. Die Gasflasche meldet sich ebenfalls noch zum Austausch.
Anschliessend fahren wir auf dem Alexander MacKenzie Highway entlang, teils kurvig bergauf, wieder hinunter, entlang riesiger Rinderweiden auf saftigen Hochplateaus mit Aussicht auf tiefliegende Schluchten und schliesslich entlang des türkisfarbenen Chilcotin Rivers.
Genau an diesem River finden wir unseren einmaligen Übernachtungsplatz.
Weit oben auf der Rangliste der schönsten bisherigen Plätze, geniessen wir hier den restlichen Nachmittag, einen wunderschönen Abend und eine sehr ruhige Nacht.
Immer weiter entlang des Chilcotin Rivers bis zu dessen Ursprung und weiter, an Ufern verschiedener kleiner Seen und Flüsse – einfach Natur pur..
Auf der Höhe bei Kleena Kleene, bei der Terra Nostra Guest Ranch, geführt von einem ausgewanderten Udligenswiler-Paar, legen wir eine Pause ein.
Eine wunderbare „Oase“ inmitten wilder Landschaft. Hier werden wir herzlich willkommen geheissen und treffen viele andere Gäste aus Europa.
Die Ranch liegt auf einem sehr schönen Flecken Erde, direkt am Clearwater Lake, am Waldrand und doch auf offenem Gelände, inmitten zahlreich weidender Pferde und zwei wachsamen Hunden. Es lässt sich sehr gut leben hier. Trotz Niederlassung auf dem Campground lassen wir uns ausnahmsweise mit Nachtessen verwöhnen und geniessen die Gesellschaft am grossen „Familientisch“.
Ein Reitausflug durch die Kanadischen Wälder, entlang des naturbelassenen Clearwater Lakes, durch spärliche Graslandschaft, kosten wir voll aus.
Kurz nach dem Ausritt verabschieden wir uns von der Ranch, der hier arbeitenden Crew und den anderen Gästen und fahren bei schönstem Wetter Richtung Heckman Pass, ein küstennaher Gebirgspass, welcher Teil der Coast Mountains ist.
Wunderschöne Hochplateaus in bunten Herbstfarben sind bis zur Passhöhe auf 1'524 Metern, bequem befahrbar. Kaum den höchsten Punkt erreicht, fahren wir auf der etwa 60 km langen Schotterpiste mit bis zu 14% abfallende Strecken, kurvenreich und ohne Abschrankungen zur Talseite, was ab und zu etwas angsteinflössend wirkt, bei trockenem Wetter jedoch gut zu meistern ist!
In Bella Coola angekommen, machen wir uns schlau, wo das Check-in für die Fähre ist. Wir haben die Reservation der Fähre für Samstag, möchten jedoch lieber morgen Donnerstag schon überfahren nach Vancouver Island. Also stehen wir nach einer kurzen Parkplatz-Übernachtung um 05.30 Uhr beim Check-in und warten ab, ob ein Fahrzeug ausbleibt, damit wir noch Platz finden. Trotz voll ausgebuchter Fähre können wir verschiffen, weil vielleicht ein anderer Fahrgast verschlafen hat ;-) Wieder einmal Glück gehabt!
Die neunstündige Überfahrt nach Port Hardy ist sehr ruhig und am frühen Morgen sind die Hügel rechts und links noch mit dicken Nebelschwaden verhangen, welche sich gegen Mittag aber auflösen und der Sonne den Platz überlassen. Die Fahrt, vorbei an unzähligen kleinsten, mittleren und auch grossen Inseln, mit Sichtung in weiter Ferne springender Wale, ist abwechslungsreich und kurzweilig. Trotzdem sind wir froh, in Port Hardy auf Vancouver Island, von Bord zu fahren und auf dem nahem Campingplatz die Nacht zu verbringen.
Auf der Weiterfahrt Richtung Süden von Vancouver Island, besuchen wir Port McNeill, wo wir einkaufen und Diesel tanken. Telegraph Cove, wo gerade mal etwa 20 ganzjährige Bewohner leben, ursprünglich eine nur aus einer Hütte bestehenden Telegrafenstation, hat sich als ehemaliges Fischerdorf mit Konservenfabrik zu einem der grössten Touristenziele des Nordens entwickelt und in Campell River, der einst selbsternannten „Lachshauptstadt der Welt“ ist heute kein so grosser Wirtschaftsfaktor mehr wie früher, bleibt aber in den Traditionen des Städtchens verwurzelt. Man kann sich eine Angel ausleihen und beim Angeln am Pier sein Glück versuchen. An der Anzahl Touristen fehlt es jedenfalls nicht!
Die ganze Fahrt über führen die Strassen durch mehrheitlich bewaldetes Gebiet. Nur die Kleinstädte sind etwas offener im Gelände.
In Courtenay gehen wir spazieren bis zu unserem „Garage-Termin“ um 14.30 Uhr. Wir wechseln die Vorderreifen mit den Hinterreifen aus und lassen einen Ölwechsel machen. Es ist unmöglich, einen Ölfilter für unseren Citroën zu finden oder innerhalb Kanadas zu bestellen. Also lassen wir diesen noch so wie er ist. Wir wollen uns noch mit unserem Fachmann in der Schweiz austauschen, was mit den neun Stunden Zeitverschiebung immer etwas kompliziert ist.
Wir fahren noch weiter Richtung Westküste und übernachten auf dem Campground einer kleinen Farm. Es ist trocken und genügend warm, um im Freien das Nachtessen zu geniessen.
Gegen Mittag verlassen wir den Ort, wo uns der Weg Richtung Tofino an die Westküste von Vancouver Island führt.
Wir sind erstaunt, wie die Strasse einer Schlucht entlang führt und trotzdem auf beinahe Meereshöhe bleibt. Die kurvenreiche Strasse führt schliesslich doch noch über einen 411 Meter hohen Pass, ist abwechslungsreich, aber mit dichtem Verkehr befahren. Schon bald setzt Regen ein und wir treffen bei tiefliegenden Wolken und starkem Regenfall in Tofino ein. Wieder sind wir erstaunt, wie viele Touristen hier sind.
Auch wenn das Städtchen weniger als 2'000 ständige Einwohner zählt, schwillt die Bevölkerung im Sommer auf das Zehnfache an. Walbeobachtungen, Kajakfahren, Angeln und vor allem zum Surfen strömen die Touristen her.
Tofino ist die unbestrittene Surfhauptstadt Kanadas – wofür eindeutig das raue Meer mit den hohen Wellen Beweis ist.
Wir übernachten eine weitere Nacht auf der Farm, wo wir zwischen Hühnern, Ziegen und vielen weiteren Tieren Platz finden.
Auf der Rückfahrt Richtung Nanaimo, zum Fährschiff Richtung Vancouver, halten wir beim MacMillan Provincial Park, um die riesigen, bis zu 800-jährigen Douglastannen mit einem Stammdurchmesser von mehr als 3 Metern zu bestaunen.
Bei der Fähre müssen wir uns etwas mehr als eine Stunde gedulden, denn die Warteschlaufe ist extrem lang.
Wir kommen an der Horseshoe Bay in Vancouver North an und fahren gleich zum Campingplatz.
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Kommentare
Ihr Lieben, überwältigende Reportage, tolle Fotos.... das Foto wo ihr auf den Pferden sitzt... ich bin sprachlos.
Ich geniesse es nun auch die gefahrene Route zu studieren. Bitte weitermachen.... ganz liebe Grüsse Markus
Hallo ihr lieben.
Sehr eindrückliche Bilder. Es ist super, euch auf eurem fantastischen Weg mitverfolgen zu dürfen. Geniesst es weiterhin
Liebe Grüsse von Marianne und Armin
Hallo Ihr Zwei
eindrücklich die Bilder und Wegbeschreibungen👍es ist schön mit Euch zu Reisen. Auch die Hochzeit in Spanien war sicher sehr emotional, eine wunderschöne Familie.
Liebe Grüsse aus Zug😘
Tolle Berichte von euch 👍
Auf der Terra Nostra waren wir vor 8 Jahren auch. Sehr schön 🤩