21.1. - 16.2.2025 San Ignacio - Antigua Guatemala

Veröffentlicht am 17. Februar 2025 um 05:29

 

Das Wetter hat umgeschlagen, Es regnet in der Nacht heftig und auch tagsüber fällt immer wieder Regen. Das stört uns nicht unbedingt, da wir ohnehin heute aufbrechen und den Grenzübertritt nach Guatemala vor uns haben.

Das ganze Prozedere mit Ausreisestempel von Belize abholen, das Auto desinfizieren, die Einreise in Guatemala bestätigen lassen, Fotokopien erstellen lassen vom Pass für die temporäre Einfuhrbewilligung des Campers, mit der Zollbeamtin das Auto, bzw. die Automarke, die Nummernschilder und die Chassis-Nummer überprüfen, die Kosten im Nebengebäude bezahlen und die quittierte Bewilligung am zuletzt besuchten Schalter abholen. Knapp zwei Stunden später passieren wir ohne Probleme die Zollkontrolle und schon bewegen wir uns in Guatemala!

 

Wieder heisst es Kühlschrank füllen mit Milchprodukten, Früchten und Gemüse.

Tiefe Schlaglöcher, kurvenreiche Strassen und die Durchfahrt durch viele kleine Dörfer kosten uns für die etwa 100 km bis zu unserem Tagesziel gute drei Stunden.

Kaum beim Campingplatz angekommen, regnet es wieder in Strömen. Wir übersehen, dass das Areal so ziemlich voll ist mit Wasser und prompt sitzen wir mit dem Camper fest!

Glücklicherweise kommen uns Sabine und Martin zu Hilfe, welche nebst uns die einzigen Campinggäste sind. Sie haben solide Offroad-Auffahrhilfen dabei, welche wir benützen dürfen und beide helfen gleichzeitig anschieben, was zum Erfolg führt.

Nachdem es die ganze Nacht durchgeregnet hat, werden wir morgens um 8 Uhr bei trockener Witterung von unserem Guide abgeholt. Wir haben uns für den Besuch durch die klassische Stadt der Maya-Welt TIKAL eine persönliche Führung geleistet. Während etwa 6 Stunden erkunden wir die über einen Zeitraum von mindestens 800 Jahren erbaute Anlage mit Hunderten von Tempeln, Pyramiden und Stelen. Die auffälligsten Merkmale der antiken Stadt sind die hoch aufragenden, steilwandigen Tempel, die bis 70 m hoch sind. Die Lage dieser Stätte ist einzigartig, weil sie mitten im Urwald ist. Auf dem Gran Plaza findet zeitgleich eine Zeremonie statt, welche von traditionell bekleideten Familien einer Bergregion durchgeführt wird und für uns sehr eindrücklich ist mitzuerleben.

Beim Spazieren von einem Gebäude zum anderen findet man sich immer wieder unter dem dichten Baldachin des Regenwaldes. Die Aussicht von Tempel V ist gigantisch – der Blick über das Dschungeldach, genannt „das grüne Meer“, gefällt uns besonders.

Der in Geschichte, Archäologie und Prähistorischer Architektur studierte Guide bringt uns die Geschichte der Mayas auf spannende Weise näher. Von den etwa 120 hier im Park lebenden Vogelarten bekommen wir einige zu sehen und hören und die vielen Dschungelpflanzen, welche teils bei uns als Zimmerpflanzen gehalten werden, faszinieren uns sehr.

 

Der 8-jährige Sohn des Campingaufsehers hat beim Reinigen der Auffahrhilfen tatkräftig mitgeholfen und sich langsam getraut, sich uns zu nähern. Seine Augen leuchten, als er für seine Hilfe von mir ein kleines Malbuch mit Stiften erhält. Später setze ich mich mit meinem Spanisch-Lernbuch zu ihm und er hilft mir beim Üben von Aussprache der Wörter.

Die letzte Scheu legt Jayr definitiv ab, als André noch mit ihm Fussball spielt.

 

Heute morgen halten wir diese reizende Begegnung noch in einem Bild fest und verabschieden uns herzlich von Jayr und seinem Vater.

 

Auf der Rückfahrt aus dem Nationalpark begegnen uns viele Touristen-Busse, was uns wenig erstaunt, denn was dieser Park bietet, ist tatsächlich mindestens ein Tagesausflug wert!

Wir fahren direkt nach Flores, wo wir eine Wäscherei aufsuchen und während wir auf die fertige Wäsche warten (zwei Maschinen-Füllungen waschen, trocknen und zusammenfalten für keine 9 CHFr.) suchen wir einen Geldautomaten und frisches Brot.

Etwas ausserhalb vom Stadtzentrum finden wir unseren Campingplatz.

 

 

In der Nacht setzt starker Regen ein und dauert auch tagsüber an. Unser Plan, die gut 6 km in die Stadt Flores zu Fuss zurückzulegen, fällt wortwörtlich ins Wasser! Wir fahren mit dem Camper auf einen Parkplatz neben dem Kulturzentrum, wo wir auch die nächste Nacht bleiben wollen.

Wir verbringen den Nachmittag im Camper, bearbeiten Fotos, schreiben Tagebuch und brechen auf Richtung Insel, sobald der Regen etwas nachlässt.

Die Stadt Flores liegt auf einer kleinen Insel, welche mit einem 500 m langen Damm mit ihrer Schwesterstadt Santa Elena verbunden ist. Die pastellfarbenen Häuser und die Lage am smaragdgrünen Wasser des Lago de Petén Itza verleiht der Inselstadt Flores ein mediterranes Flair. Die Strassen säumen kleine, nette Restaurants und Hotels, viele davon direkt am See. Die um die Insel führende Seepromenade steht allerdings wegen des steigenden Seewasserspiegels und der starken Regenfälle zum Teil unter Wasser. Mit einem feinen Nachtessen runden wir den Abend in Flores ab.

Dank der Regenfälle kühlt es merklich ab und wir schlafen wieder einmal wunderbar!

 

Eigentlich wollen wir nach Coban fahren, was wir aber der schlechten Strassen wegen kurzfristig wieder umentscheiden. Wir wählen die Strecke mit den besseren Strassen nach Rio Dulce und durchqueren das Regenwaldgebiet und unzählige kleine Dörfer, wo rege Betrieb herrscht.

Dabei fällt uns auf, dass überall massiv grosse Flächen Regenwald gerodet und für Viehweiden und Maisanbau genutzt werden.

Den ganzen Tag ist es regnerisch und wolkenverhangen, bis kurz vor Rio Dulce extrem starke Regenfälle einsetzen, beinahe wie Sturzbäche! Es wird bereits am Nachmittag dunkel und die Wasserpegel steigen überall am Rio Dulce beängstigend. Der Camping beim Yachtclub steht unter Wasser und eine weitere Unterkunft direkt am See wirkt angsteinflössend, was uns veranlasst, in ein Hotel zu „flüchten“. Ein guter Entscheid, denn es regnet tatsächlich bis in die frühen Morgenstunden weiter!

 

 

Beim Frühstück werden wir von Agutis (eine Art Kaninchen ohne Schwanz) beobachtet, welche auf runterfallende Brocken warten. Kaum im Auto, setzt bereits wieder leichter Regen ein. Auf der Fahrt über mehrere Hügelzüge bleibt uns grösstenteils die Fernsicht verwehrt. Je weiter wir Richtung Westen kommen, hellt es auf und wir entscheiden uns, bei der Thermalquelle Santa Marta ein heisses Bad zu geniessen und hier zu übernachten. Nachdem die ausschliesslich einheimischen Besucher die Quelle verlassen haben, sind wir total alleine auf dem Platz.

 

 

Eine andere Vegetation zeigt sich uns. Plötzlich ist kein Regenwald mehr, sondern Bäume und grüne Hügelzüge. Sehr viele Gemüse- und Früchteplantagen säumen rechts und links die Strasse. In den Dörfern werden überall Berge von frischem Obst und alle Varianten von Gemüse angeboten.

Die Strasse führt stetig aufwärts und schon bald befinden wir uns auf gut 2'100 m bis es dann wieder abwärts geht bis Guatemala City. Diese Millionenstadt liegt auf gut 1'500 m und je näher wir an die Stadt herankommen, desto mehr Verkehr herrscht und die Luftqualität wird immer schlechter. Schliesslich sind wir nur noch froh, dass wir diese abgasdurchflutete Stadt hinter uns lassen können. Knapp 40 km weiter kommen wir nach La Antigua Guatemala, kurz Antigua oder deutsch „Alt-Guatemala“ mit seinen 35'000 Einwohnern. Antigua befindet sich im zentralen Hochland Guatemalas und ist umgeben von drei Vulkanen, einer davon, Fuego, ist noch immer aktiv. 1773 wurde Antigua, die damalige Hauptstadt, durch ein Erdbeben völlig zerstört. Daraufhin wurde der Umzug der Hauptstadt in die Ermita-Hochfläche geplant, wo sich heute Guatemala City befindet.

Ein erster Spaziergang durch die hübsche Stadt begeistert uns. Die niederen Häuser und die Kopfsteinpflaster-Strassen verleihen der Stadt, welche seit 1979 Teil des Unesco-Weltkulturerbes ist, einen besonderen Charme.

Auf dem nahe gelegenen Campingplatz treffen wir auf etliche andere Reisende.

 

Einen weiteren Tag verbringen wir mehrheitlich in der Stadt. Wir suchen eine Agentur, welche Touren anbietet. Das Angebot ist gross und wir nehmen die Unterlagen mit zum Studieren.

Mir schwebt schon seit Mexiko vor, einen Intensivkurs für Spanisch zu besuchen. Hier in Antigua wollen wir länger bleiben, so bietet es sich an, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ich buche eine Woche Konversationskurs im Einzelunterricht. Da im Januar Hochsaison ist, sind die Kurse gut ausgebucht und ich kann erst ein paar Tage später beginnen.

 

Wir nutzen einen „freien“ Tag, um eine Wanderung zu einem Aussichtspunkt zu unternehmen. Altamira liegt knapp 9 km ausserhalb von Antigua auf einer Höhe von etwa 2'300 m mit einem sensationellen Rundblick auf die Vulkane und die umliegenden Orte. Das nächste Ziel, Hobbitenango, ist ein liebevoll eingerichtetes Hobbit-Dorf, welches entsprechend Touristen anlockt. Ein Ausflug hierher lohnt sich auf jeden Fall auch der Aussicht wegen. Den Rückweg zum Campingplatz geniessen wir in einem Tuk-Tuk

 

Wir nutzen die Tage in Antigua um einige Büroarbeiten zu erledigen, Besorgungen zu machen und einfach mal die Seele baumeln zu lassen.

 

Dass ich das nächste Opfer bin für einen Zahnarztbesuch finde ich ziemlich schrecklich, schicke mich aber drein und bin froh, dass diese Situation noch hier in Antigua und nicht in einem der nächsten Länder eintrifft. Zudem komme ich nie günstiger als hier zu einem Keramik-Inlay ;-)

 

Die Tage nebst Spanisch-Unterricht geniessen wir mit Erkundungen in der Stadt oder in der näheren Umgebung. Die angenehme Temperatur, das trocknere Klima hier und keine lästigen Mücken tragen viel bei zu unserem Wohlbefinden. Es gefällt uns ausserordentlich gut hier – ein Ort, wo man locker länger bleiben könnte!

 

 

Um 1.00 Uhr in der Nacht schüttelt plötzlich unser Camper während mindestens 40 Sek. extrem heftig. Wir sind beide sofort hellwach und glauben zuerst, dass sich jemand an unserem „Heim“ zu schaffen macht, stellen aber in der Folge fest, dass es sich um ein Erdbeben handelt, welches sich etwa eine halbe Stunde später nochmals abgeschwächt bemerkbar macht. Am Morgen erfahren wir, dass es sich um ein Erdbeben der Stärke 5,6 auf der Richterskala gehandelt hat und das Epizentrum nur knapp 40 km entfernt war. Da es unser erstes Erdbeben dieser Art war, bleibt uns dieses sicher in Erinnerung!

 

Wir planen einen Abstecher an den Lago de Atitlan und fahren auf dem Hinweg für eine Übernachtung nach Chichicastenango. Chichi liegt auf etwa 2'200 Meter und bietet einen riesigen Markt, welcher von Einheimischen wie auch von unzähligen Reisegruppen gerne besucht wird. Ähnlich farbenfroh wie sich der Markt zeigt, ist auch der am Stadtrand gelegene Friedhof.

 

 

Nach einer abenteuerlichen Fahrt durch die Stadt (viele Strassen sind gesperrt zugunsten des Marktes) kommen wir auf kurvenreichen Strassen am Lago de Atitlan an. Ein wunderschön gelegener See auf etwa 1'600 Metern mit rundum angrenzenden Dörfern und Kleinstädten sowie drei Vulkanen.

 

Auf dem See herrscht reger Bootsverkehr, da die einzelnen Städtchen beinahe ausschliesslich über das Wasser besucht werden.

Wir schnappen uns ein Taxiboot, damit wir nicht noch 45 Minuten auf die Fähre warten müssen und und lassen uns nach San Juan fahren. Dort starten wir eine Wanderung hinauf nach Santa Clara und weiter dem Kamm entlang bis der Weg wieder hinunter nach San Juan führt. Eine anstrengende Tour, aber absolut lohnenswert mit einmaliger Aussicht auf den Lago de Atitlan.

 

Morgens um vier Uhr erfahren wir, dass wir stolze Grosseltern geworden sind. Ava Sofia, die Tochter von Helen und Lukas hat an meinem Geburtstag die Welt erblickt. Ein absolut ungewöhnlicher Tag für uns und das kostbarste Geburtstags-Geschenk, das ich je erhalten habe!!

 

Diesen zweiten Tag am See, geniessen wir mit einer weiteren Bootsfahrt nach San Marcos, wo wir zu Fuss nach San Pablo laufen und uns per Tuk-Tuk wieder an den Fähranleger chauffieren lassen. Wir schlendern dem kleinen Markt entlang und brettern wieder zurück nach Panajachel, wo wir mit Reisefreunden den Abend verbringen und genüsslich feiern.

 

 

Gegen Mittag besuchen wir das nahe gelegene Schmetterlings-Reservat und fahren anschliessend zurück nach Antigua.

Seit wir in Guatemala, insbesondere in der Region in und um Antigua sind, fällt uns auf, dass wir bis in jedes noch so verlassene Dorf Internetzugang haben. In Mexiko und Belize waren wir im Vergleich über weite Gebiete völlig abgeschnitten von der Umwelt.

 

 

Mein um eine Woche unterbrochener Spanischkurs geht weiter und ich büffle Verben und Substantive wie in Jugendjahren, mit dem Unterschied, dass es mir heute um einiges schwerer fällt ! Ah.. vielleicht weil ich jetzt Grossmutter bin ;-)

 

Wie man sich auf den Campingplätzen so mit anderen Reisenden unterhält, erfahren wir, dass man in Antigua den „Starlink mini“ zu einem sehr günstigen Preis erwerben kann. Also entscheiden wir uns für den Kauf dieses Gerätes. Dank grosser Hilfe im Campingkreis gelingt es uns, das Gerät direkt an unserer Lithium-Batterie anzuschliessen. Herzlichen Dank an Martin!! Ab sofort sollten wir beinahe überall Zugang zum Internet haben.

 

Bei einem Nachtessen in der Stadt lernen wir Larissa kennen. Sie ist einige Monate mit dem Rucksack unterwegs und kommt von Luzern. Wie klein doch die Welt ist...

 

Bei einer Quad-Tour zum Cerro de la crux und anschliessend zu einer Kaffee-Plantage können wir das Wesentliche erfahren über den Anbau von Kaffee- und Kakao-Pflanzen und besuchen eine Kaffee-Produktion. Die anschliessende Degustation verführt uns natürlich zum Kauf von Kaffee ;-)

 

Einen der Abende verbringen wir gemeinsam mit Reisefreunden und lassen uns zu sechst ein leckeres Nachtessen schmecken.

 

Was uns noch fehlt an Werkzeug, finden wir hier in Antigua! Auch einen Coiffeursalon suche ich noch auf, damit ich in den nächsten Ländern nicht zu heiss habe :-)

 

Die beiden letzten Tage verbringen wir mit einer Wanderung zu einem weiteren Aussichtspunkt und einem letzten Spaziergang quer durch die Stadt, verbunden mit einem leckeren Nachtessen zu viert in einem unseren Lieblingsrestaurants.

 

Adios Guatemala...

 


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Kommentare

Buchmann Armin
Vor einem Monat

Hallo zäme.
Schöni Bilder und intressanti Brecht. Danke vel mol. Mer gratulierid euch, dass er Grosseltere worde send. Mer bereitit üs mett vollgas of d Fasnacht vor

Witerhin vel Spass, gnüssids und gsond blibe

Msrianne und Armin

MARKUS Stadelmann
Vor 25 Tage

Otro reportaje muy interesante con preciosas fotografías. Muchas gracias a la abuela y al abuelo.
🥰 Markus

Agnes
Vor 19 Tage

Liebi Rita und André danke viumal för die schöne Fotis und interessante Bricht von üch. Vo ❤️ä gratulier ech üch zu Oma und Opa. Und der Rita natürlich nachträglich zum Geburtstag. Wönsch üch zwei vieli schöne Begägnige uf üchere Reis. Lieni Grüessli Agnes

ruth sidler
Vor 17 Tage

das ist wieder ein interessanter bericht mit vielen farbenfrohen fotos von guatemala. ich staune, wie cool ihr alles bewältigt: zollformalitäten, grenzübertritte, sintflutartige regenfälle, zahnarztbesuche; ihr lässt euch durch nichts aus der ruhe bringen! ein ganz grosses kompliment an rita: mit einem intensiv- kurs verbesserst du dein spanisch! super, ich verneige mich!👏👏👏. und last but not least: das wunderbare geburtstagsgeschenk: ava sofia! wir gratulieren den fischgebackenen eltern und grosseltern zur glücklichen geburt. dank internet könnt ihr die kleine gut kennenlernen und trotz grosser entfernung am gedeihen und der entwicklung des mädchens teilhaben! grosseltern sein ist etwas wunderbares!🤩🤗 weiterhin alles gute; ich freue mich auf den nächsten bericht. liebe grüsse ruth💁‍♀️