Mit Grauwasser entsorgen, Frischwasser einfüllen, Vorräte einkaufen und Diesel füllen starten wir den Tag.
Der Weg Richtung Valdez führt uns wieder über die gleiche Strecke wie auf dem Hinweg und doch sehen wir alles aus einer anderen Sicht, diesmal sogar bei besserem Wetter. Einmalige Aussicht in die Berge und Gletscher.
Kurz vor Valdez bleiben wir an einem kleinen See in einem privaten Campground.
Wir grillieren und sitzen noch eine schöne Weile am Feuer, währenddessen es sich die Mücken in unserem Camper in allen Ritzen und Rillen bequem machen.
Kaum liegen wir im Bett, plagen uns diese überaus lästigen Insekten und beschäftigen uns über mehrere Stunden, bis endlich auch die letzte Mücke durch unseren elektrischen Killer getötet wird. Die Sonne scheint längst wieder, als wir endlich kurze Zeit die Augen schliessen können.
Auf der Fahrt nach Valdez öffnen sich uns immer wieder tolle Bilder mit Gletschern.
Kurz vor dem Thompson Pass (855 m über Meer), halten wir beim Worthington Gletscher an. Dieser ist auch extrem zurückgegangen, kommt jedoch immer noch relativ nahe zur Strasse.
Der Thompson Pass ist die schneefallreichste Stelle von ganz Alaska mit durchschnittlich 13 Metern Schnee pro Jahr. Im Winter 1952 – 1953 ist auf dem Thompson Pass die Rekordmenge Schnee von Alaska gefallen, nämlich 25 Meter.
Valdez zählt knapp 4'000 Einwohner. Die Stadt hat grosse Bedeutung als wichtigster eisfreier Hafen Alaskas und Endpunkt der Trans-Alaska-Pipeline und lebt in erster Linie vom Umschlag von Erdöl und damit vor allem vom Ölkonzern ExxonMobil, der in Valdez auch der grösste Arbeitgeber ist.
Traurige Berühmtheit erlangte der Ort, als 1989 ein Öltanker in der Nähe havarierte und eine Ölpest verursachte, bei der rund 42'000 Kubikmeter Rohöl ins Meer flossen.
1980 wurde in Valdez eine Fischfarm gegründet, welche nach der Ölkatastrophe gewaltig an Bedeutung gewann. Hier wurde damals, wie auch heute noch, die Lachsaufzucht betrieben, was dadurch den verschiedenen Lachsarten trotz Ölpest ein Weiterbestehen ermöglicht.
Weiter lebt der kleine Ort Valdez vom Tourismus wie Walbeobachtungstouren oder Eiskletterrouten über gefrorene Wasserfälle in der Nähe des Stadtgebietes.
Trotz angesagtem Dauerregen entschliessen wir uns für eine weitere Bootstour.
Wir fahren mit der 45-jährigen Lu-Lu Belle zum Columbia Gletscher, welcher sich in den letzten 22 Jahren um 10 km zurückgebildet hat. Eine erschreckende Zahl!
Auf der Fahrt können wir ganze Kolonien von Seelöwen, genüsslich auf dem Rücken treibende See Otter und spielende Robben beobachten. Viele Fischer sind mit ihren Booten auf Fischfang und wir sehen ihnen bei der Arbeit zu.
Schon einige Kilometer vor dem Columbia Gletscher treiben uns kleine Eisstücke entgegen. Je mehr wir uns dem Gletscher nähern, umso mehr Treibeis sehen wir und die Teile werden grösser, bis zu kleinen treibenden Eisbergen. Der Kapitän lässt es sich nicht nehmen, ziemlich nahe an den Gletscher zu steuern, was auch bedeutet, den einen oder anderen Eisberg wegschieben zu müssen. Ein sehr eindrückliches Erlebnis.
Die auf der Rückfahrt vermuteten Wale lassen sich heute leider nicht blicken.
Nach gut sieben Stunden Schifffahrt gönnen wir uns am Hafen ein gutes Nachtessen - ein Heilbutt mit ganz viel frischem Gemüse – lecker!
Die vielen Eindrücke auf der gestrigen Bootstour lassen uns ganz vergessen, wie es seit zwei Tagen dauerregnet. Überall sind grosse Wasserlachen und auf der Weiterfahrt fallen die Bergbäche schäumend und tosend zu Tale.
Auf dem Campingplatz kurz nach Glennallen verbringen wir den Abend lieber im Camper, da es von Mücken wimmelt bei dieser hohen Luftfeuchtigkeit.
Auf der Fahrt nach Tok haben wir mehrheitlich eine schöne Weitsicht auf die umliegenden Berge und gleichzeitig auf die flach fliessenden Flüsse. Immer wieder halten wir an und geniessen das Panorama.
In Tok füllen wir unsere Vorräte und das Trinkwasser wieder auf, tanken Diesel und gönnen uns bei Fast Eddy's den weltbesten Burger.
Heute brechen wir auf Richtung Norden und übernachten kurz nach Chicken auf einem ganz kleinen Campingplatz direkt am Fluss.
Die heutige Fahrt hat uns total verzaubert. Die Strasse, teils nur im Sommer befahrbar, ist zwar streckenweise sehr schlecht und grösstenteils nicht asphaltiert, aber dafür sonst spektakulär. Diese Weitsicht – die schiere Unendlichkeit weitet sich vor uns aus – einmalig!
In Chicken machen wir Rast. Dieser kleine Ort bietet zwei Attraktionen.
Hier wurde 1886, zehn Jahre vor dem grossen Klondike-Goldrausch, am Franklin Creek Gold gefunden. So entstand das kleine Dorf Chicken. Zu seinen glorreichen Zeiten lebten hier rund 400 Menschen und rund ein Dutzend Gebäude zählt der historische Kern des Ortes, der quasi ein lebendiges Goldrauschmuseum ist.
Heute schwankt die Einwohnerschaft hier zwischen 50 im Sommer und sechs im Winter. Downtown Chicken ist ein langgezogenes Gebäude, das aus einem prall gefüllten Souvenirladen, einem gut sortierten Spirituosengeschäft und einem „echten“ Saloon mit anschliessendem rustikalen Restaurant mit hausgemachter, einheimischer Küche besteht.
Ausgeschlafen und voller Tatendrang fahren wir heute den legendären Top of the World Highway.
Mit einem tränenden Auge verlassen wir heute Alaska und passieren den kleinen Grenzübergang zu Kanada. Der Zöllner fragt, wie und wann wir in Kanada eingereist sind, wie das Fahrzeug transportiert wurde von Europa, ob wir Familie oder Freunde in Kanada haben bzw. besuchen werden und ob wir Souvenirs von Alaska mitbringen. Nächste Frage, wie lange bleibt ihr in Kanada und wohin geht es weiter. Alles richtig beantwortet und wir können weiterfahren.
Hier überschreiten wir wieder eine Zeitzone, welche uns diesmal eine Stunde zurückschickt, also sind wir jetzt neun Stunden vor der Schweizerzeit.
Die Strasse auf dem 107 km langen Highway ist durchgehend unbefestigt und nicht überall in einem guten Zustand. Lange fahren wir bei trockener Strasse, doch wird es immer dunkler und plötzlich regnet es in Strömen. Da wir bis beinahe 1'200 Meter hoch fahren, wird auch die Temperatur tiefer, sodass wir tatsächlich Schneefall haben. Mit vorsichtiger Fahrweise schaffen wir auch diese Strecke gut und können trotz schlechtem Wetter die grandiose Weitsicht mehr als geniessen.
Kurz vor Dawson City reservieren wir vorerst einen Campingplatz. Ein Musikfestival in Dawson City lässt uns vermuten, dass in der Stadt keine Campingplätze mehr verfügbar sind.
Wir fahren anschliessend via Fähre über den Yucon River nach Dawson City und finden für morgen tatsächlich noch einen Übernachtungsplatz im Stadt-Camping.
Es wird wieder extrem dunkel und donnert furchterregend, sodass wir bei bereits wieder starkem Regenfall zurückfahren zum Camping.
Als erstes wechseln wir zum Campingplatz direkt in der Stadt Dawson City.
Aufgrund einer spontanen Inspektion der Fähre, nehmen wir eine Wartezeit von mehr als zwei Stunden in Kauf, was uns jedoch nicht stressen lässt, weil wir bereits vorher beschliessen, einen weiteren Tag in Dawson City zu verweilen.
Heute besuchen wir an der Bonanza Road den 13 km entfernten Discovery Claim und lassen uns bei einer Führung den Schwimmbagger (Dredge) erklären, mit welchem das ganze Bonanza Tal „durchgebaggert“ und nach Gold gesucht wurde. Alleine in diesem Tal wurden unglaubliche neun Tonnen Gold ausgegraben.
Beim Aussichtspunkt Midnight Dome haben wir eine gigantische Aussicht über ganz Dawson City und den Yukon River.
Wir lassen uns ein feines Nachtessen schmecken, bevor wir einen Spaziergang durch Dawson City geniessen.
Dawson City hat eine interessante Geschichte. Die Siedlung wurde 1896 zu Beginn des Klondike-Goldrauschs gegründet und war nur sehr beschwerlich erreichbar, sei es zu Fuss, per Hundeschlitten oder Kanu, später per Schaufelraddampfer auf dem Yukon.
1898 erreichte die Einwohnerzahl mit über 30'000 Menschen den Höhepunkt und nahm nach dem Goldrausch abrupt wieder ab auf die heute etwa 2'300 Einwohner. Und diese Menschen sind es, die den Geist des Nordens lebendig halten. Noch immer ist das Goldschürfen eine der Haupteinnahmequellen der kleinen Stadt.
Die Stadt ist noch heute ein Bijou mit den vielen gut erhaltenen Häusern und ist Ausgangspunkt für die Fahrt auf dem Top of the World Highway oder dem Dempster Highway.
Wir decken uns nochmals ein mit Proviant, Frischwasser und Diesel für die nächsten 14 Tage.
Namibia & Botswana
20./21.2.2024 Anreise + Windhoek - Solitaire (Hoada Campsite)
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Kommentare
Hoi zäme
Schöne Bilder und ein guter Bericht uber Land und Leute
Beneidenswert Weiter so. Bin immer gespannt wo euch die Reise hinführt. Vielleicht zu unserer Karin Lg Vreni
Immer wieder schön Euch zu begleiten und Infos zu bekommen lg aus Zug
Tolle Bilder und einen so guten Bericht. Wünsche euch weiterhin schöne Erlebnisse, mit weniger Mücken und weniger Regen. Gute Weiterreise:-)